Rezension "Neue Osnabrücker Zeitung"
vom 11. Juni 2017
Konzert am 28. Juni 2017
Hagen a. T. W.
Bürgerhaus Natrup-Hagen
Programm
Beethoven: Quartett c-Moll op. 18/4
Dvorak: "Amerikanisches" Quartett F-Dur op. 96
Brahms: Quartett B-Dur op. 67
Hagen. Einen Hauch Sommerfrische im Gehör: Das brachte das Alando-Quartett Münster mit drei Streichquartetten. Die Musiker spielten im Bürgerhaus auf Initiative der Jugendmusikschule Hagen aTW.
Mit einem noch ganz jugendlich verfassten Beethoven eröffnete das Quartett das Kammerkonzert. Der Komponist der Klassik hatte sein Streichquartett (c-Moll op. 18 Nr. 4) mit 29 Jahren geschrieben. Obwohl schon in den nachrevolutionären Zeiten von 1789 verfasst, war, so man mochte, hie und da das Prachtglitzern des Ancien Régime herauszuhören.
Elemente amerikanischer Folkmusic
„In der Tat ist das ein verspielter Beethoven, den man in dem Streichquartett hören kann, sagte Tobias Köhler (Violoncello) am Rande des Konzertes. Hilfreich auch seine Erläuterungen zum „Amerikanischen Quartett“ von Antonín Dvořák (F-Dur op.96), dem zweiten Werk. Denn die Assoziation, ab und an auch Country&Western-Töne zu hören, täuschte nicht. „Dvořák hat Elemente der amerikanischen Folkmusic verarbeitet“, so Köhler.
Entstanden ist das Vier-Satz-Stück im Sommer 1893 in der „Neuen Welt“. Und dort auf dem Land, worauf auch manche Vogelstimmen hindeuten. Dvořák selbst zeigte sich zufrieden mit seiner Komposition „Gott sei Dank, es ist schnell gegangen“, zitierte Köhler aus einer Notiz des Komponisten.
Quartett 1989 gegründet
Dieses Dvořák-Streichquartett sei das Lieblingswerk der vier Alando-Musiker. „Wir spielen das schon seit unserer Gründung 1989.“ Köhler, Burkhard Schmidt (Violine) und Marlies Eckelt (Viola) hatten sich bereits als Jugendliche kennengelernt. Auch während ihrer Studienzeit an der Detmolder Musikhochschule (Abteilung Münster) blieben sie musikalisch zu Proben und Auftritten verbunden. Constantin Hilgert (Violine), der später das Quartett komplettierte, hatte zuvor an der Hochschule für Musik im kasachischen Alma-Ata studiert.
Gute Bürgerhausakustik
Passend zum Sommerabend hatte das Alando-Quartett noch Brahms ausgesucht. Von seinen drei Streichquartetten, wählten sie das hell Klingendste (B-Dur op. 67). In der Tat: Ein paar Polkatakte waren zu hören, nebst Phrasen, die das an Popmusik geschulte Ohr, in den elektronischen Experimenten etwa der Beatles wiederzuerkennen glaubt.
Was für eine fast orchestrale Quantität kann ein Streichquartett zu Gehör bringen.
(Stefan Buchholz, Neue Osnabrücker Zeitung vom 13.06.2017)