Erster Auftritt nach Monaten

Rezension "Neue Osnabrücker Zeitung"

vom 16. September 2020

 

Sonntag, 13. September 2020

16.30 Uhr

 

Bürgerhaus Natrup-Hagen

Theodor-Heuss-Straße 19 | 49170 Hagen a.T.W.

 

Programm:

Haydn: Streichquartett d-Moll op. 76 Nr. 2

Ravel: Streichquartett F-Dur

Foto: Thomas Osterfeld


Alando-Quartett in Hagen

Natrup-Hagen. Es sei ein besonderes Konzert für das Alando Quartett, so Cellist Tobias Köhler. Der Auftritt im Bürgerhaus Natrup-Hagen ist für die Musiker nämlich der erste seit einem halben Jahr. Einige Monate hätten sie nicht einmal proben dürfen.

 

Eingeladen hatte am Sonntagnachmittag die Jugendmusikschule Hagen, wo Constantin Hilgert unterrichtet, der zweite Geiger des Quartetts. Zunächst erwartete die Zuhörer Joseph Haydns Quartett d-moll op. 76/2, das nach seinem Hauptthema auch „Quintenquartett“ genannt wird. Mit ihrem kräftigen, vollen Ensembleklang präsentierten die Musiker darin maßvoll-gediegenes Quartettspiel, ganz natürlich fließen die Klänge. Wie es sein soll, besonders vielleicht bei einem Streichquartett, sind die einzelnen Stimmen gut ausgewogen und aufeinander abgestimmt.

 

Nach Joseph Haydn folgt im Bürgerhaus absolutes Kontrastprogramm, denn gut 100 Jahre später erschuf Maurice Ravel mit seinem einzigen Streichquartett in F-Dur eine andere (Musik-)Welt. Viel herber klingt seine Sprache, Satz und Harmonik haben mit Haydn kaum noch etwas zu tun, folglich sind die Klangfarben völlig anders. „Stellen Sie sich vor, Sie sind in Südfrankreich bei 35° und warmem Wind“, schlägt Cellist Tobias Köhler einleitend vor.

 

Turbulentes Finale

Für solche klimatischen Verhältnisse herrscht allerdings stellenweise recht viel Aktivität, vielleicht sollte man seine Anregung am besten nur auf den langsamen Satz beziehen. Besonders hier gelingt es den Musikern, eine Fülle an Schattierungen und Nuancen heraus zu arbeiten, bevor sie sich ausgesprochen beherzt auf das kompakte, aber ziemlich turbulente Finale stürzen.

 

Nach einer Stunde Programm führt das Alando Quartett mit dem kurzen Satz aus einem Quartett des 16-jährigen Mozart noch einmal zurück in die Zeit der Klassik und entlässt sein Publikum in heiterer Stimmung in den sonnigen Abend.

 

(Jan Kampmeier, Neue Osnabrücker Zeitung vom 16. September 2020)